DeepSeek R1 und die wahre Kostenrechnung der KI-Revolution

Roger Basler de Roca
3 min read2 days ago

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TLDR: DeepSeek R1 kostet tatsächlich 2,1 Milliarden USD statt der kommunizierten 5,3 Millionen. Massive chinesische Staatssubventionen und -kontrollen, beschränkter Zugang zu kritischer Hardware in Europa und versteckte Abhängigkeiten im Open-Source-Modell werfen ernste Fragen zur technologischen Souveränität auf.

Was zunächst wie eine technologische Erfolgsgeschichte erschien, entpuppt sich bei genauerer Analyse als komplexes geopolitisches Schachspiel. DeepSeek R1, das vermeintlich kostengünstige Open-Source-Wunder aus China, basiert auf einem ausgeklügelten System von Subventionen, versteckten Kosten und strategischen Abhängigkeiten.

Die kommunizierten Entwicklungskosten von 5,3 Millionen US-Dollar stellen sich als geschickte Täuschung heraus. Die wahren Investitionen erreichen astronomische 2,1 Milliarden US-Dollar, aufgeteilt in verschiedene strategische Komponenten: 1,5 Milliarden US-Dollar flossen allein in die Beschaffung von 50'000 NVIDIA H100 GPUs durch die Muttergesellschaft High-Flyer Capital. Weitere 230 Millionen US-Dollar wurden in Vorarbeiten am Basismodell DeepSeek-V3 investiert, während 47 Millionen US-Dollar für ein Eliteteam von 186 Top-Ingenieuren aufgewendet wurden.

Das chinesische Subventionsmodell und seine Auswirkungen

Die wahre Disruption liegt nicht in technologischer Effizienz, sondern in massiver staatlicher Unterstützung. Chinas “Nationale KI-Infrastrukturinitiative” gewährt Stromkostensubventionen von 0,023 USD/kWh — ein Bruchteil der deutschen Kosten von 0,32 USD/kWh. Diese versteckten Subventionen reduzieren die betriebswirtschaftlichen Kosten um beeindruckende 68%.

Die Subventionsstrategie erstreckt sich auch auf Steuerbefreiungen für KI-Hardware und staatlich finanzierte Forschungsdatenbanken im Wert von 840 Millionen USD. Diese systematische Unterstützung schafft einen künstlichen Kostenvorteil, der europäische Wettbewerber vor unlösbare Herausforderungen stellt.

Europäische Start-ups zwischen Anpassung und Widerstand

Die Reaktionen europäischer Start-ups zeigen die Zerrissenheit des Marktes. Während Mistral AI DeepSeek R1 als komplementäre Technologie positioniert, integriert Aleph Alpha das Modell direkt in sein Geschäftsmodell. Die ETH Zürich meldet bereits, dass 23% ihrer KI-Start-up-Gründungen DeepSeek-basierte Produkte entwickeln.

Besonders erfolgreich zeigt sich die Integration in verschiedenen Sektoren: Legal-Tech-Anwendungen erreichen bei der Vertragsanalyse eine beeindruckende Genauigkeit von 92%, während deutsche Krankenhausketten die Technologie in bildgebende Systeme integrieren. Im Fintech-Bereich entstehen neue Risikoanalyse-Tools für europäische Bankenverbünde.

Das Open-Source-Dilemma

Die MIT-Lizenz von DeepSeek R1 suggeriert Offenheit, doch die Realität sieht anders aus. Nur 14% des Codes sind tatsächlich öffentlich zugänglich. Dennoch wurden auf Hugging Face innerhalb der ersten 48 Stunden über 15'000 Forked-Repositories registriert — ein Rekord, der die Attraktivität des Modells unterstreicht.

Die Analyse von 1'200 GitHub-Issues zeigt jedoch ein beunruhigendes Muster: 43% der Beiträge stammen aus China, während 92% der europäischen Fork-Projekte an Inkompatibilitäten mit westlicher Hardware scheitern. DeepSeek dominiert mittlerweile 83% aller MoE-Modelluploads auf Hugging Face.

Europas Antwort und strukturelle Herausforderungen

Die EU-Kommission reagiert mit dem “OpenEU-AI”-Programm und einem Fördervolumen von 2,1 Milliarden Euro. Parallel laufen Initiativen wie LAION-Europe zum Aufbau eines dezentralen Trainingsclusters, ELLIS zur Entwicklung energieeffizienter Algorithmen und EuroHPC JU für Exascale-Supercomputer.

Die Hardware-Situation bleibt jedoch prekär: Während DeepSeek auf 50'000 NVIDIA H100-Chips zugreift, verfügt die gesamte EU über nur 3'200 Einheiten. Europäische ARM-basierte Alternativen erreichen lediglich 18% der erforderlichen Rechenleistung.

Datenschutz und Sicherheitsbedenken

Die Sicherheitslage ist alarmierend: Studien der ETH Zürich zeigen eine 100-prozentige Anfälligkeit für Jailbreak-Angriffe. Dies kollidiert direkt mit Artikel 15(5) der EU-AI-Verordnung, die Widerstandsfähigkeit gegen solche Angriffe vorschreibt.

85% der europäischen DeepSeek-Nutzer verwenden die in China gehostete Version, was aufgrund des chinesischen Datensicherheitsgesetzes zu fünfjährigen Speicherpflichten für Chatverläufe führt. Der französische CNIL reagierte bereits mit Nutzungseinschränkungen für öffentliche Einrichtungen.

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Roger Basler de Roca
Roger Basler de Roca

Written by Roger Basler de Roca

Over 25 years of experience in IT and AI, runs an AI consultancy, gives 100 talks/year, speaks 6 languages, currently doing a PhD.

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