Dezentralisierte Social Media Netzwerke

Roger Basler de Roca
5 min readOct 25, 2022

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TikTok, Instagram, Twitter, Facebook, LinkedIn und co. könnten bald der Vergangenheit angehören? Zumindest dann, wenn diese durch dezentralisierte Plattformen wie Mastodon (die Super Social App) wie Diamond (für Facebook), Odysee (für YouTube) oder Mirror (für Twitter) oder Entre (für LinkedIn) ersetzt werden.

Klingt (noch) verrückt, doch durch den stetigen, schnellen Wandel von sozialen Medien und dem Internet, könnte dies bald zu unserer neuen Realität werden.

Social Media 2.0 bald weg?

Die Einführung des Web 2.0 in den frühen 2000er Jahren hatte es den Menschen ermöglicht, auf digitalen Plattformen Ideen, Inhalte und Informationen auszutauschen, Social heisst hier, wir tauschen aus während einige zuhören und andere kommentieren nach der 90–10–1 Regel. Wir können Gemeinschaften (Communities) zu bilden und Menschen eine Stimme zu geben, die enorme Reichweiten erreichen kann. Und die Entwicklung war rasant wie man sieht:

Quelle: https://www.broadbandsearch.net/blog/tag/snapchat

Wenn das Produkt kostenlos ist, bist Du das Produkt

Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass soziale Medien davon profitieren, unsere Daten an Dritte zu nutzen und verkaufen. Sie analysieren Algorithmen von Nutzern und beeinflussen so die Erfahrungen auf den Plattformen, bspw. durch Werbung auf dem Feed.

„Wenn ein Produkt oder Dienst Dich nichts kostet, bist Du das Produkt — weil Du mit Deinen persönlichen Daten bezahlst“ — Michael Kroker.

Wenn wir in den sozialen Medien eine bestimmte Zielgruppe erreichen wollen, können wir als Unternehmen also Geld dafür bezahlen — die Urheber:Innen der Daten, sehen aber davon keinen Cent. Social Media Marketing ist ein riesiger Wirtschaftszweig: Aufmerskamkeit heisst Werbezeit und die Netzwerke wollen vor allem eines, Lebenszeit.

Chance der Dezentralisierung

Vermutlich haben viele von uns den Begriff „Dezentralisierung“ unter anderem im Zusammenhang mit Blockchain Technologien oder NFTs gehört. Diese Art der Technologie ist in den letzten Jahren unglaublich populär geworden, da sie ein transparentes, faires und sicheres Netzwerk dank Nachvollziehbarkeit erst möglich macht. In einem solchen dezentralisierten Node-Netzwerk ist aber einzige Instanz im Besitz aller Daten, diese sind wie der Name sagt, dezentralisiert abgelegt. Das bedeutet, es gibt keine Mark Zuckerbergs, Jeff Bezos, die Besitzer jener Plattformen sind. Die Daten im Web 3.0 sind also auf verschiedene Knoten oder Verbindungspunkte eines Netzwerks verstreut.

Dies ist eines der Kernkonzepte hinter dezentralen sozialen Medien. Der Schlüssel zu einem fairen und gleichberechtigten Netzwerk für alle ist, den Nutzern die Kontrolle über ihre Daten, ihre Interaktionen und ihre Social-Media-Erfahrung als Ganzes zu geben.

Eine damit mögliche, erhöhte Autonomität der Nutzer:Innen würde demnach ebenfalls potenzielle Zensur durch Tech-Giganten wie bspw. Meta, Google, Amazon, Microsoft oder Apple vermeiden.

Des Weiteren können auf dezentralisierten sozialen Medien mehrere verteilte Netzwerke existieren. Das bedeutet, dass Nutzer:innen, welchem Netzwerk sie beitreten möchten. Somit können eigene Netzwerke erstellt werden, so dass Personen mit ähnlichen Interessen oder Ideen miteinander in Kontakt treten können.

Social Media im Web 3.0 nutzen ein sogenanntes Governance-System, um Entscheidungen zu treffen. Die Nutzerinnen und Nutzer können über wichtige Themen demokratisch abstimmen und so mitbestimmen, wie sich die Plattform weiterentwickelt, anstatt sich den Wünschen zentraler Behörden beugen zu müssen.

Dezentralisierte soziale Medien bieten also eine neue Sichtweise auf die digitale Kommunikation, bei der mehrere Netzwerke innerhalb einer Plattform existieren können, die alle von unabhängigen Servern kontrolliert werden und somit mehr Kontrolle den Nutzern zusprechen.

Welche dezentralisierte Social Media 3.0 gibt es bereits?

Eine bekannte Plattform ist Mastodon, die seit ihrem Start im Jahr 2016 über vier Millionen Nutzer zählt. Diese Plattform besteht aus mehreren internen Netzwerken für verschiedene Gemeinschaften, die es den Nutzern ermöglichen, sich mit Gleichgesinnten zu verbinden.

Quelle: https://myraah.io/web3/whatisweb3

Mastodon

Mastodon sagt selbst “Dein Home-Feed sollte mit dem gefüllt sein, was für dich am meisten zählt, und nicht mit Dingen, die irgendein Konzern für dich auswählt.” Mastodon wurde bereits 2016 von Eugen Rochko, einem deutschen Programmierer aus Jena bzw. der von ihm gegründeten Mastodon gGmbH entwickelt wird. Im Gegensatz zu großen vergleichbaren Plattformen wie Twitter ist Mastodon als dezentrales Netzwerk konzipiert. Der Dienst basiert dadurch nicht auf einer zentralen Plattform, sondern besteht aus vielen verschiedenen Servern, die von Privatpersonen, Vereinen oder sonstigen Stellen eigenverantwortlich betrieben werden können und miteinander interagieren.

Das Projekt ist Freie Software und steht mit seinem Quelltext unter der GNU Affero General Public License zur Verfügung.

Hier gehts zu Mastodon und hier kann man sich mal das Ganze ansehen.

Mastodon Social

Alternative zu YouTube: Odysee

Odysee hostet Videoinhalte auf dem LBRY-Netzwerk. LBRY ist ein Blockchain-basiertes Filesharing- und Zahlungsnetzwerk, das dezentrale Plattformen betreibt, mehrheitlich soziale Netzwerke und Videoplattformen.

Da die Inhalte auf der Blockchain gespeichert sind, können die Kanäle der Ersteller nicht gelöscht werden. Es gibt keine Moderatoren. Die Gemeinschaft (Community) kümmert sich um die Verwaltung. Jeder, der auf der Plattform baut und sich Videos ansieht, wird mit Tokens dieser Plattform belohnt.

Odysee Alternative zu YouTube

Alternative zu Facebook: Diamond

Ein weiteres Projekt der DeSo-Blockchain ist Diamond. Diese Plattform ist eine dezentralisierte Twitter-Alternativ, welche es Nutzern ermöglicht, Token ihrer Lieblings-Influencer auf der Plattform zu kaufen und zu verkaufen.

Die Leser können sich dafür entscheiden, Tweets von Personen auf der Plattform zu belohnen. Die Plattform ermöglicht es auch den Urhebern, ihre eigenen Tokens zu lancieren.

DiamondApp

Diamond Alternative zu Facebook

Alternative zu LinkedIn: Entre

So wie sich das WorldWideWeb verändern wird, so werden sich auch Berufe ändern und neue werden entstehen. Entre ist eine professionelle Netzwerkplattform, das als Alternative für LinkedIn dienen kann.

Entre ermöglicht Nutzern, Geld während der Nutzung der Plattform zu verdienen. Es ist eine hilfreiche Plattform für Fachleute, die versuchen, sich zu vernetzen, Mitarbeiter einzustellen oder finanzielle Mittel zu erwerben.

Die Gamification und das Punktesystem von Entre machen die Nutzung amüsanter als Linkedin und können von Kreativen genutzt werden, die versuchen, sich einen frühen Vorteil zu verschaffen. Hier gibts mehr.

Und auf welcher Plattform treffen wir uns in Zukunft?

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Roger Basler de Roca
Roger Basler de Roca

Written by Roger Basler de Roca

Over 25 years of experience in IT and AI, runs an AI consultancy, gives 100 talks/year, speaks 6 languages, currently doing a PhD.

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