Warum Digital eine Einstellungssache ist und keine Frage der Technologie

Roger Basler de Roca
4 min readMay 1, 2021

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Der erste Elektroscooter kommt aus dem Jahr 1911 und das erste Elektroauto aus dem Jahr 1888 — natürlich gab es die Ideen und Prototypen schon vorher und es dauerte über 100 Jahre bis es die breite Masse erreichte.

Warum ich das erwähne: nun ich erlebe oft in Gesprächen, dass Menschen und Managerinnen und Manager lieber Hypothesen bestätigen als diese zu widerlegen. Sei es in der Strategie, oder in der Taktik, beim festlegen von Kennzahlen oder dem Entscheid, Menschen freier laufen zu lassen nachdem man sie geschult hat.

Was das mit tanzenden Elephanten zu tun hat? Das steht am Ende des Artikels.

Worum es wirklich geht wenn wir von Digitalisierung und Digitaler Transformation sprechen

Nun, was veranlasst mich, einen solchen Titel zu wählen? Nun zum einen, weil wir nun, über ein Jahr später nur wenig weiter sind. Konfrontiert mit dem grössten Wandel den die digitale Transformation erleben hat können, gibt es immer noch Menschen und Firmen (also eigentlich bestehen ja auch Firmen aus Menschen und deren Prozessen), welche mir in Workshops oder Vorgesprächen sagen:

In unserer Branche ist das ganz anders. Unsere Kundinnen und Kunden wollen das nicht. Wissen Sie, wir sind da eben speziell.

Ich mag das ja auch grundsätzlich. Das Menschen für sich entschieden haben, dass sie etwas Besonderes sind. Und ja, ich kann auch in grossen Teilen nachvollziehen, dass man gewisse Dinge wie Lebensmittel, Baustoffe, Transportmittel und auch den persönlichen Austausch mit Händedruck nie digitalisieren kann. Aber darum geht es ja auch gar nicht.

Aber die Frage ist doch: was wollen wir wirklich? Wandel ist stetig und Wandel ist konstant und wer in den Wandel investiert, wird immer genug zu tun haben.

Eine zweite Renaissance oder einfach Wiederholung der Geschichte?

Ich finde, wir leben in einer Art Renaissance — leider (oder auch zum Glück) habe ich sie nicht erlebt, aber wenn man so liest, so schien die Welt im Aufbruch zu sein: Menschen haben sich vernetzt und das im 15. und 16. Jahrhundert, man hat sich inspiriert, es gab viel Wohlstand, auch damals war er verteilt in ungleichen Mengen und auch damals gab es Menschen die Chancen nutzten und solche die sie ausnutzten. Nun, 200 Jahre später, gegen Ende des 19 Jahrhunderts, gab es zahlreiche Dinge, welche wir heute wieder erleben:

Eines der ersten Elektroautos der Flocken aus Deutschland (1888) oder das Autoped, der erste ElektroScooter (1911) — warum erwähne ich diese beiden Beispiele? Manchmal ist man einfach “zu früh” und manchmal braucht es mehr bis die grosse Mehrheit sagt “ah ja klar, brauche ich auch, nutze ich auch”.

Und nun erleben wir das wieder: mit der Tatsache, dass wir von (fast) überall arbeiten können hatte wohl niemand gerechnet, dass “überall” zu Hause sein wird. Und auch dass man mit Technologie plötzlich viel mehr Menschen in einen Raum bringt, ohne wirklich dafür eine Logistik zu haben.

Aber damit kommen auch wieder dieselben Themen und Probleme auf: “nein das geht nun wirklich nicht” oder “warum sollen wir das nun ändern?” — ich spreche dabei davon, dass viele Unternehmen nun zwar E-Mail und PDF verstanden haben und auch Online Konferenz Hilfsmittel wie Teams und Zoom nutzen — auch die Cloud Kollaboration ist unterdessen “sicher genug” in den Köpfen, auch wenn viele noch skeptisch sind.

Aber mit PDF und Cloud und Online Zusammenarbeit ist es noch nicht getan, es braucht mehr: es braucht eine neue Einstellung damit auch eine Art Manifesto, warum wir es tun sollten.

Das Manifesto: nicht nur digitalisieren sondern transformieren

Manager perfektionieren “was ist”,

Führungskräfte schaffen, was noch sein kann und soll.

Manager adressieren das Wie und Wann,

Führungskräfte sprechen das Was und Warum an.

Manager formen die Leistung von Menschen,

Führungskräfte inspirieren sie, ihr bestes Selbst zu sein.

Manager minimieren Risiken und Fehler,

Führungskräfte gehen kalkulierte Risiken ein und experimentieren, um zu lernen.

Manager erzählen, Führungskräfte fragen.

Manager wissen, Führungskräfte fragen.

Manager sprechen mit,

Führungskräfte sprechen mit.

Manager bevorzugen Beständigkeit,

Führungskräfte geniessen die Mehrdeutigkeit.

Manager streben danach, Recht zu haben,

Führungskräfte streben danach, hilfreich zu sein.

Manager managen ihre Zeit,

Führungskräfte managen ihren Fokus.

Manager glauben an “Outside-in”, Führungskräfte an “Inside-out”.

Diese Sätze stammen übrigens nicht von mir, sondern Sie sind aus einem sehr spannenden Artikel, den ich an der Stelle sehr empfehlen kann.

Teaching an Elephant to dance — nicht möglich? Einstellungssache — aber bitte freiweillig und ohne Druck, dann macht es Dir und dem Elephanten Spass. Hier gehts zu diesem eBook von RedHat auf Englisch.

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Roger Basler de Roca
Roger Basler de Roca

Written by Roger Basler de Roca

Over 25 years of experience in IT and AI, runs an AI consultancy, gives 100 talks/year, speaks 6 languages, currently doing a PhD.

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